…Mike Trout? Clayton Kershaw? Bartolo Colon? Auf seine je eigene Weise ist es wohl jeder der Genannten und außerdem noch manch anderer – aus deutscher Sicht zum Beispiel Max Kepler. Aber am meisten gespannt bin ich dieses Jahr auf… *Trommelwirbel*… Christian Bethancourt!
Den Namen wird manch einer noch nie gehört haben und das ist angesichts Bethancourts bisheriger Karriere auch keine Schande. Der 25-jährige Panamaer hatte letztes Jahr 204 Plate Appearances für die San Diego Padres und brachte es auf recht magere Werte von .223/.253/.318. Das entspricht einem weit unterdurchschnittlichen OPS+ von 69 und das war bereits das beste seiner bislang drei Jahre in der MLB. Als defensivstarker Catcher wird einem Vieles verziehen, aber auch in der Hinsicht konnte Bethancourt bislang nicht überzeugen: Sein Framing und sein Blocking führten laut den Statistiken von Baseball Prospectus bislang in jeder seiner MLB-Saisons zu negativen Ergebnissen.
Bethancourts bisherige Versuche, im professionellen Baseball Fuß zu fassen, sahen nach dem Start in eine typische Replacement-Karriere aus: Man unterschreibt alle ein, zwei Jahre einen neuen Minor-League-Vertrag und ab und zu darf man bei Verletzungen oder sonstigen Engpässen mal ein paar Wochen mit den großen Jungs spielen. So kann es Bethancourt immer noch ergehen, aber vielleicht war das Spiel gegen die Seattle Mariners am 31. Mai 2016 für ihn der Wendepunkt: Er begann auf seiner Stammposition als Catcher, wechselte später ins Outfield wechselte und fand sich im achten Inning plötzlich auf dem Pitchermound wieder. Damit sollte er eigentlich nur für etwas Entlastung der regulären Pitcher in einem längst verlorenen Spiel sorgen, doch gelang ihm die ungewohnte Tätigkeit so gut, dass er beschloss, sich daraus ein zweites Standbein aufzubauen. Innerhalb weniger Monate trainierte er sich einen 98-mph-Fastball, einen harten Slider/Cutter und sogar einen Knuckleball an und schaffte den Sprung ins Opening Day Roster der Padres.
Anders als beispielsweise Kenley Jansen, der ebenfalls als Catcher begonnen hatte und inzwischen einer der gefürchtetsten Closer der Liga ist, hat Christian Bethancourt seine alte Position nicht aufgegeben. Die Padres planen vielmehr, ihn dieses Jahr als Super-Utility-Spieler einzusetzen: als Backup-Catcher, Relief Pitcher und obendrein als fünften Outfielder.
In weniger professionalisierten Umgebungen, z. B. in der Baseball-Bundesliga, ist es ein völlig normaler Vorgang, dass Spieler zwischen dem Mound und einer Feldposition hin und her wechseln, in der hochspezialisierten MLB ist das aber eine absolute Ausnahme. Falls Bethancourt es diese Saison gelingen sollte, sowohl 20 Innings als Pitcher zu absolvieren als auch 20 Plate-Appearances als Positionsspieler, dann wäre er erst der neunte Spieler und gleichzeitig der erste Catcher der MLB-Geschichte, dem das gelungen ist.
Seinen ersten Auftritt des Jahres hatte Bethancourt bereits am gestrigen Opening Day gegen die Los Angeles Dodgers. Es lief leider nicht gut für ihn: In 1.1 Innings erlaubte er drei Hits, darunter ein 3-Run-Homer von Corey Seager, zwei Walks sowie zwei weitere Runs durch Wild Pitches. Als Positionsspieler kam er nicht zum Einsatz, sein einziges At Bat war ein Strikeout. Aber die Saison ist ja noch lang und ich bin sehr neugierig, wie es weitergeht mit Christian Bethancourt. Auf jeden Fall bietet seine Geschichte einen guten Grund, sich mal ein Spiel der Padres anzuschauen.
Hi,
ich bin auf Deinen Blog gestoßen als ich auf der Suche nach deutschen Quellen war, die sich mit der MLB befassen. Über das Sportwetten bin ich mit Baseball in Kontakt gekommen und seit gut einem Jahr versuche ich mich in die Materie einzuarbeiten. Leider habe ich Deinen Blog erst jetzt entdeckt, aber bin total begeistert. Gerade dieser Beitrag gefällt mir super, da es solche Geschichten sind, die für mich den Sport unter anderem ausmachen. Ich freue mich jedes Mal auf neue Beiträge von Dir!
Kannst Du die Zahlen „.223/.253/.318“ erklären? Bzw. welche Statistik beschreiben sie? Und was ist ein „wild pitch“?
Herzlich willkommen!
Die drei Zahlen, zusammen nennt man sie die Slashline, habe ich hier mal erklärt. Dort ist auch OPS erläutert, das ist einfach die Summe aus der zweiten und der dritten Zahl und gilt als ziemlich gutes Maß, die Offensivstärke eines Spielers zu bewerten. In der Form OPS+, die ich im Artikel verwendet habe, ist der OPS des Spielers umgerechnet auf einen Durchschnitt von 100 (unter Berücksichtigung ein paar zusätzlicher Faktoren, aber das führt hier zu weit). Das heißt, man sieht an OPS+ auf den ersten Blick, ob und wie weit eine Leistung über oder unter dem Durchschnitt liegt.
Ein Wild Pitch ist ein Pitch, der vom Pitcher so unplatziert geworfen wird, dass der Catcher den Ball nicht mit realistischem Aufwand fangen kann und infolgedessen vorhandene Baserunner vorrücken können.
Vielen Dank für Deine Ausführungen! Ich freue mich auf die nächsten Beiträge!
Die erste Zahl konnte ich übrigens noch zuordnen mit meinen bisherigen rudimentären Kenntnissen, aber nun kann ich auch mit den beiden anderen etwas anfangen und verstehe wieder ein Stück mehr dieses faszinierenden Sports 🙂
Falls weitere Fragen aufkommen schau sonst auch mal hier vorbei: http://www.baseball-forum.de/ (ich denke das ist erlaubt da Dominik ja auch dort aktiv ist 🙂 ).
Dort gibt es auch einen Thread zu Regelfragen etc. die gerne von den fachkundigen Usern beantwortet werden.
Vielen Dank! Die Seite habe ich mit als erstes entdeckt, mich angemeldet und auch schon Fragen beantwortet bekommen 😉
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